BenBE's humble thoughts Thoughts the world doesn't need yet …

26.11.2010

Datenschutzheuchelei

Wenn einem etwas aufregen kann, dann ist es die Heuchelei vieler, insbesondere vieler deutscher Mitbürger, wenn es um Datenschutz geht. Nicht nur, dass es viele nicht interessiert, aber trotzdem tierisch aufregt, sondern vielmehr die kognitive Dissonanz, die viele in diesem Zusammenhang aufgebaut haben.

Schaut man sich einmal in den Datenschutz-Debatten der vergangenen Jahre um, so findet man viel Halbgares und nur wenig Fundiertes zum Thema. Aber selbst wenn bereits ein wenig Grundwissen in Sachen Datenschutz Wunder auf diesem Gebiet bewirken könnte, so üben sich viele allzusehr in Sachen „Selbstbestimmter Privatssphärenentsorgung“.

Während einerseits lauthals gegen jede Form von Datensammlung des Staates gewettert wird, wird gleich im nächsten Atemzug ein Account bei Facebook und Twitter registriert, um den Rest der unverewigten Pfürze in den Äther zu blasen.

Das interessiert keinen, möge man meinen und liegt damit auf sozialer Ebene auch gar nicht so verkehrt. Ausnahmefälle, wie soziale Aggregatoren, wie man sie insbesondere auf Twitter häufig findet, mögen hier eine Ausnahme darstellen, andererseits aber auch eigentlich nicht. Denn was viele dieser Aggregatoren auszeichnet, ist nicht die öffentliche Dokumentation des Klopapierverbrauchs, sondern das Zusammentragen von Informationen, die in dieser Gesellschaft eigentlich durch eine andere Gruppe – den Journalismus – geliefert werden müssten.

Dieser jubelt aber eher seinen Finanziers, den Konzernen hinterher oder betreibt mehrheitlich unreflektierte Klatsch-Presse ohne neue Erkenntnisse. War also früher die Montagsausgabe des FOCUS ein lohnenswerter Einkauf, um auf den neusten Informationsstand zu gelangen, haben die Redakteure eindeutig verpasst, das Blatt der Zeit entsprechend in Locus umzubenennen:

Denn was in Sachen Journalismus in den gesamten Debatten der vergangenen Jahre, und dabei besonders in Bezug auf Datenschutz und Bürgerrechte zu beobachten war, ist für eine Demokratie verheerend: Man ignoriert Bürgerrechtsgruppen einfach. Nicht, dass diese nichts zu sagen hätten, aber die kommen halt immer auf so abwegige Ideen!

So abwegige Ideen wie, dass seit Jahren – insbesondere seit den Anschlägen im September 2001 – jede sich bietende Gelegenheit genutzt wird, um gezielt Grundrechte abzubauen und systematisch die Verfassung auszuhöhlen. Wer genau hinschaut sieht sicherlich, dass dies doch nur zu unserem Schutz passiert. Also habt euch da mal alle nicht so.

Denn nur, wenn wir euch ausgiebig überwachen, kann ein zuverlässiger Schutz vor euch Bürgern gewährleistet werden. Daher ist die Vorratsdatenspeicherung nur ein erster Schritt zu einem sichereren Überwachungsstaat.

Und dennoch weigern sich viele Terroristen beharrlich, ihre Daten dem Staat zu überlassen. Aber gut: Facebook und Twitter sind, dank NSA, ja auch ganz gute Zwischenspeicher und fungieren dank sozialer Interaktion auch gleich als brauchbare Filter. Zusammen mit einer übersichtlichen Karte mit den Wohnorten aller Terroristen, ist solch eine Datensammlung einfach nur hervorragend geeignet.

Wenn dann aus Versehen mal etwas aus dieser hervorragenden Datensammlung abhanden kommt, ist das Geschrei aller ganz groß. Aber auf die verwegene Idee zu kommen, bereits die Anfertigung dieser Kollektion der Belanglosigkeiten zu unterbinden, kommt keiner. Warum auch: Da passiert schon nix!

Also fängt man an, gegen alles und jeden zu wettern, aber wenn es einen nicht betrifft, ist das auch egal. Man will ja schließlich seine Kontakte pflegen und nicht jedes Mal auf’s neue argumentieren müssen, dass man doch eigentlich für den Erhalt seiner Privatssphäre ist.

Da ist der Amerikanische Weg doch um einiges fortschrittlicher: Es ist einfach allen egal, und der Rest pflegt in Ruhe sein Profil bei Facebook. Und alle sind zufrieden.

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