BenBE's humble thoughts Thoughts the world doesn't need yet …

27.06.2010

Wir sind mehr wert!

Filed under: Politik und Philosophie — Schlagwörter: , , — BenBE @ 16:56:32

Am 16. Juni fand in Dresden die Demo „Wir sind mehr Wert!“ statt. Hintergrund der Demo waren die im Zuge des Haushalts 2011/2012 geplanten Kürzungen im Bereich Bildung, Soziales und Kultur, die einen drastischen Einschnitt in die ohnehin schon finanzschwachen Bereiche der Gesellschaft mit sich bringen. Aufgerufen zur Demo hatte ein Bündnis aus SPD, Linke, Piraten, Güne, JuSos, Gewerkschaft der Polizei, Lehrerverbände, Sozialverbände, sowie von Studentenvereinigungen. Und so trudelte die Ankündigung zur Demo über unseren StuRa auch zu mir.

Der Termin der Demo lag allerdings für viele relativ ungünstig, da kurz vor dem Prüfungszeitraum immer zahlreiche Belegarbeiten und Vorträge auf ihre Bearbeitung warten. Da diese aber alle nichts bringen, wenn einem die Bildung wegrationalisiert wird und somit man keine brauchbare Umgebung für seine Bildung mehr vorfindet, entschloss ich mich, mich der Demo anzuschließen.

Am Tag der Demo ging es für Studenten angenehm um 10:15 zum Treffpunkt am Bahnhof in Mittweida. Neben einer ersten Stärkung für den Tag, gab es hier noch einmal kurze Lagebesprechung mit dem StuRa, bevor 13:30 der Aufbrauch nach Chemnitz folgte, wo sich die Mittweidaer Gruppe von ungefähr 25-30 Mann mit den Leuten aus Chemnitz und Umgebung zusammenschloss.

Wer bis hierhin noch nicht mit ausreichend Demo-Werkzeug, wie einem Megaphon oder anderen Utensilien zum Auf-Sich-Aufmerksam-Machen, erhielt hierfür in Chemnitz genug Chancen, um zumindest mit einer IGM-Trillierpfeife für ordentlich Dezibel in seiner Umgebung zu sorgen (Und glaubt mir: Die Teile SIND laut).

Um 11:54 ging es nun mit dem Sonderzug (Die Bahn hat es sich nicht nehmen lassen, 6 Wagen an eine Lock zu koppeln) auf nach Dresden zur TU Dresden, wo sich die studentischen Demozüge gegen 13:05 vereinigten. Auf der Fahrt kam ich durch Zufall mit Gleichgesinnten ins Gespräch aus Mittweida, ins Gespräch, bei dem wir neben dem reinen technischen Fabel auch gemeinsam feststellten, dass der CCC eine Lokalvertretung in Chemnitz gut gebrauchen könnte. Dazu aber mehr an anderer Stelle.

Der Weg zwischen Bahnhof und TU-Gelände war durch zahlreiche Einsatzkräfte patrolliert, die sich aber unauffällig (halt so unauffällig, wie Polizeimotorräder und Einsatzwagen halt sind) am Rande hielten. Vor der TU angekommen gab es erstmal eine kurze Verschnaufpause in der für ausreichend Verpflegung gesorgt wurde, sofern dies nicht bereits in Mittweida bzw. beim Zwischenstopp in Chemnitz wahrgenommen wurde.

Für Verpflegung war gesorgt.

Für Verpflegung war gesorgt.

Um 14:00 ging es dann mit der eigentlichen Demo los: Angefangen von einer kurzen Ansprache des StuRa der TU Dresden sowie einiger anderer statistischer Daten zu den geplanten Kürzungen. Knapp eine viertel Stunde später setzte sich der Protestzug der Studenten mit 3000 bis 4000 Studenten in Bewegung

Route des Demonstrationszuges

Demonstrationsroute, Karte: Google Maps

Während des Protestzuges war für ausreichend Unterhaltung durch Musik gesorgt, auch wenn diese nicht immer ganz den Nerv traf. Partymusik passt halt nur bedingt zu den Spielchen unserer ReGIERung:

Euer Spiel kostet uns die Bildung

Euer Spiel kostet uns die Bildung

Auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Wir wollen nur euer Geld!“ passte da zur Erklärung der Situation ganz gut. Bemerkenswert ist zudem aber auch ein anderes Detail ganz am Rande. Kurz bevor es über die letzte Brücke zum Landtag ging, konnte man mit aufmerksamen Auge die Auswirkungen der Sparpolitik schon jetzt beobachten:

Sichtbare Auswirkungen des Sparkurses

Sichtbare Auswirkungen des Sparkurses

Nach einem knapp zweistündigen Zug durch die dresdner Innenstadt kam der Demonstrationszug am sächsischen Landtag an, auch wenn es mindestens noch eine weitere halbe Stunde dauerte, bis alle Teilnehmer, inklusive zwei weiterer Demonstrationszüge, auf dem Vorplatz zum Landtag versammelt hatten. Insgesamt nahmen etwa 11000 Demonstranten aus allen Regionen Sachsens an der Demonstration teil.

Vorplatz vom Landtag

Vorplatz vom Landtag kurz vor der Abschlusskundgebung

Nachdem sich alle Teilnehmer auf dem Vorplatz versammelt hatten, begann gegen 17:00 die Abschlussveranstaltung, in der noch einmal die genauen Forderungen dargelegt wurden – zunächst jedoch ohne Beteiligung der Fraktionen des Landtags. Diese stießen in Form der Fraktionsvorsitzenden (außer NPD, die von ALLEN Demonstranten einstimmig ausgeschlossen wurde) erst gegen 17:30 dazu, um an einer moderierten Fragerunde teilzunehmen. Hier hatten es besonders die Regierungsfraktionen schwierig, da ungeachtet dessen, dass man als Regierung eh immer der Gearschte ist, die rethorischen Fähigkeiten eher Retorte waren und damit erst nach Durchführung der Sparpläne eine reale Chance dazu gehabt hätten, als Ausrede anerkannt zu werden. Oder kurz: So dünne Rohre kann man nicht bauen, um mit den Worten der CDU oder FDP Gefahr zu laufen, Rohrverstopfung zu erleiden. Bei den Grünen drückte man sich da schon pragmatischer aus:

A, B, CDU und raus bist Du.

Für Abzählreime eignet sich die CDU hervorragend!

Die Moderation der Abschlussveranstaltung war locker-flockig und so war das Verständnis in Bezug auf Kompromisse, wie sie in der Politik zu treffen sind auch Bestandteil der Debatte: „Am Ende trifft man sich in der Mitte; oftmals links davon.“ Ob nun aber die Kürzung an der Bildung sowie im sozialen Sektor unbedingt der Weisheit letzter Schluss ist, sei einmal offen gelassen. Die Art wie er verkauft wird kann nur durch realistische Sicht auf die Dinge beschrieben werden: „Alles wird teuerer – nur die Ausreden billiger.“

Der offizielle Teil der Demo war gegen 18:20 am Landtag, was noch über eine Stunde für den gemütlichen Rückweg durch die Stadt zum Bahnhof ließ, bevor 19:54 der Sonderzug zurück nach Chemnitz wartete, von wo aus es ohne große Wartezeiten 21:05 weiter nach Mittweida ging.

Insgesamt war der Tag somit zu einem gelungenen Abschluss gekommen, wenn auch keine endgültige Entscheidung bisher getroffen wurde. Wenn aber zumindest politisch nichts neues herauskam, so war es doch zumindest eine nette Abwechslung zum Studentenalltag und zugleich eine gute Gelegenheit, um Knack zu lernen. Zudem ist man am Ende des Tages mindestens um die Erfahrung reicher, dass IGM-Trillerpfeifen gegenüber Vuvuzelas die nervigeren Terror-Instrumente darstellen. Schließt man hingegen die Akustik aus seiner Betrachtung aus, kann man feststellen, dass die Demo vollkommen ruhig verlaufen ist.

Am Ende noch ein kurzes Dankeswort an mage für die zahlreichen Fotos, auch wenn ich bei einem leider nicht mehr allzu viel retten konnte.

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