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19.01.2010

Ethik bei Software-Programmierern

Filed under: Politik und Philosophie — Schlagwörter: , , , , , — BenBE @ 01:54:01

Immer wieder gibt es eine ganze Reihe von Projekten, bei denen man als ethisch denkender Mensch niemals seine Unterstützung geben würde. Gerade, wenn es darum geht, dass mit einem Projekt anderen Menschen Schaden zugefügt werden soll, wäre die Frage doch eher, ob solch eine Entscheidung wirklich den eigenen, moralischen Zielen entgegen kommt.

Und wenn ich gemein wäre, würde ich auch an dieser Stelle mit meinem Post aufhören, und die Frage wirken lassen, aber da ich selten Fragen aufwerfe, ohne zumindest eine Antwort zu versuchen, werde ich dies auch bei diesem Thema versuchen. Denn das Thema lässt sich insgesamt nur schwer fassen, weshalb ich einmal ein paar konkrete Beispiele geben möchte, mehr oder weniger inspiriert, durch einen Post, der bereits bei einem anderen empfehlenswerten Blog vor bereits etwas längerer Zeit schwarz auf weiß (Standardlayout) zu lesen war. Fefe nimmt mit seinem Beitrag zwar einen anderen Aspekt der Thematik unter die Lupe, um dabei aber im Endeffekt auf ein zumindest ähnlich gelagertes Problem zu weisen: Wie sorgt man dafür, dass ein Projekt von Programmierern durchgeführt wird, die nicht nur in der Lage sind, dieses zu leisten, sondern unter Umständen auch genug Rückgrat, um bei ihrem Tun ethisch zu handeln?

Nun ist die Schlussfolgerung, zu der Fefe kommt durchaus nachvollziehbar, ist aber glücklicherweise nicht unausweichlich. Vielmehr gibt es unter gewissen Umständen einen durchaus gangbaren Weg, auf den ich gleich zurückkommen möchte. Vorerst möchte ich aber noch ein zweites Thema ins Feld führen, was an vielen Stellen sehr ähnlich gelagert ist: Sollte man Projekte unterstützen, deren Ziele der eigenen Ethik widerstreben?

Wer diese Frage eben ohne Zögern mit „nein“ beantworten konnte, dem zolle ich meinen Respekt, denn ich kann es – spätestens seit ich den erwähnten Post gelesen habe – nicht mehr. Auch ich habe durchaus eine ganze Zeit die Überzeugung vertreten, dass man sich aus solchen Projekten heraushalten sollte; eine aktive, gar fördernde Beteiligung war mindestens ausgeschlossen. Ja, diesen Punkt sehe ich auch immer noch so, doch halt! Ist das ethisch wirklich richtig?

Auch wenn Kant’s kategorischer Imperativ an vielen Stellen schwerlich anwendbar ist, kann er in diesem konkreten Fall durchaus eine erste Richtung zeigen: Überträgt man das auf obige Situation und formuliert diesen Grundsatz zu einem allgemeingültigen Gesetz – „Halte dich aus Projekten, die deiner Moral widerstreben fern!“ -, so folgt daraus, allein, weil jeder eine andere Moralvorstellung besitzt, dass es immer eine Teilmenge einer Gesellschaft geben wird, die ein Projekt (z.B. Software für Bomben) mit ihrem Gewissen vereinbahren können. Vielmehr – und hier stimme ich Fefe zu – verschlimmert man die Situation durchaus noch, da man in diesem Zusammenhang genau jene Leute nicht mehr in diesen kritischen Positionen hat, die sowohl ihre Fähigkeiten einschätzen, als auch das – gesellschaftlich nötige – ethische Handeln durchsetzen können.

Wenn nun aber dieser Ansatz an sich bereits zum Scheitern verurteilt ist, da selbst bei vollständig korrektem Verhalten nach dem kategorischen Imperativ kein ethisches Verhalten garantiert werden kann, muss eine andere Wahl gefunden werden. Damit eine Gesellschaft frei und verantwortungsbewusst agieren kann, muss jedes ihrer Mitglieder frei und verantwortungsbewusst agieren können [*]. Einen möglichen Ansatz kann hierbei der ethische Imperativ bieten: Statt die Teilnahme an derlei Projekten vollständig auszuschließen, bietet der ethische Imperativ die durchaus praktikable Lösung, das Projekt durch eine aktive Teilnahme von innen heraus zu unterwandern.

Nun ist auch dies bei grober Betrachtung keine gute Wahl, jedoch im Anbetracht der Möglichkeiten in vielerlei Hinsicht besser zu bewerten, als anderen das Feld zu überlassen und still das Schlimmste abzuwarten. So seltsam die klingen mag, jedoch ist das Mitarbeiten am Projekt – nach besten Wissen und Gewissen – wahrscheinlich der einzige Weg, seine ethischen und moralischen Vorstellungen durchzusetzen. Und sei es, um durch sein Handeln Einfluss auf das Projekt zu nehmen, der einem allein durch den kategorischen Imperativ versagt gewesen wäre.

Es ist damit weniger die eigene ethische Vorstellung interessant, sondern wie man diese in einem gesellschaftlichen Kontext einbringt – Ethisches Verhalten funktioniert allein auf dem Papier nicht, sondern muss mit Leben erfüllt und gelebt werden. Wer regeln still akzeptiert – und seien es seine eigenen – hat von Anfang an verloren: Er ist nicht nur unfrei im Sinne der Aufklärung, sondern vielmehr in seinen eigenen Dogmen gefangen, die es gilt, aufzubrechen.

Was im Endeffekt die richtige Lösung sein wird, um sowohl Ethik als auch Verantwortung in Bereiche zu tragen, die den gängigen Vorstellungen Widerstreben, ist im Endeffekt unklar. Sich der eigenen Ethik und Verantwortung deshalb jedoch zu entziehen ist jedoch in jedem Fall der falsche Weg.

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