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28.11.2008

Medienfreiheit und ich

Filed under: Politik und Philosophie — Schlagwörter: , , , , — BenBE @ 20:56:58

In diesem kleinen Artikel – der glaub ich doch länger wird – möchte ich ein paar provokante Hinweise an all diejenigen Geben, die sich schon immer einmal selbst gewundert haben, ob man denn sowas wie Presse- und Meinungsfreiheit überhaupt brauch. Wer behauptet, dass die freie Meinung die Waffe der Terroristen ist, dem geb ich vollkommen Recht, aber dazu gleich mehr.

Zuerst aber einmal kurz zur Vorgeschichte. Als Aufmerksamer Leser diverser Blogs wurde ich auf ein Urteil eines sizilianischen Gerichts aufmerksam, in dem auf ein 60 Jahre altes Gesetz verwiesen wird, dass Zeitungen anzumelden sind UND Blogs nach dieser Regel als Zeitung gelten, da sie Überschriften enthalten. Gute Gesetze sind halt technikunabhängig und überstehen damit die Zeiten!1!!

Das ist aber nicht der einzige Kontext, in dem ich auf dieses Thema komme. Vor kurzem erst, hat ein Bekannter in seinem Blog das Thema Quote oder Zensur angeschnitten, bei dem er eine Beobachtung niedergeschrieben hat, die sich auch mir schon längere Zeit aufdrängte: Filtern Zeitungen die News wegen der Quote, oder filtern sie, um eine verborgene Zensur zu beachten?

Aufgabe der Medien

Aber gut, gehen wir Schritt für Schritt an das Thema heran und klären einmal, was die Rolle der Medien in einem Staat – unabhängig von dessen Form – sein sollte. Meines Erachtens nach gibt es da folgende Schwerpunkte:

  • Berichterstattung
  • Wissensvermittlung
  • Unterhaltung
  • Kommunikation

Der erste Punkte sollte eine ausgewogene, neutrale und vor allem wertfreie Darstellung des aktuellen Weltgeschehens umfassen. Ausgewogen sollte hierbei heißen, dass jedes Themengebiet gleichmäßig und vollständig abgedeckt ist. Dies heißt u.a. dass es keine Hemmschwellen für bestimmte Themen – oder im schlimmsten Falle sogar Tabus – geben sollte.Neutralität in der Berichterstattung dient der Möglichkeit des Lesers, sich selber eine Meinung zu einem Thema zu fassen, diese weiterzureifen, oder verwerfen zu können. Dies kann in keinem Fall durch einzelne Quellen geschehen, sondern bedarf zahlreicher, unabhängiger Quellen, die auch durchaus einmal Gegendarstellungen zu fremden Quellen, sowie Referenzen zu ihren eigenen Aussagen bringen. Eine Folge einer neutralen Darstellung sollte zudem die Wertfreiheit der Darstellung sein. Es geht nicht darum, mit einer Berichterstattung zu zeigen, jemand ist „gut“ oder „böse“, weil er etwas getan oder gesagt hat, sondern darum, den Sachverhalt darzustellen. Gute Nachrichten kommen ohne Wertung des Ereignisses aus, da allein durch die Erfahrung des Empfängers dieser sich eine eigene Meinung bilden kann – Nachrichten sollten hierbei besten Falls helfen, genau dieses Urteil zu finden.

Womit ich zur zweiten Aufgabe eines Massenmediums komme: Der Wissensvermittlung. Auch dieser Punkt bedeutet keineswegs, dass im Fernsehen täglich 24 Stunden Bildungssendungen laufen sollen oder Tageszeitungen Seitenlang wissenschaftliche Dissertationen abdrucken; das wäre im Grunde sogar kontraproduktiv, da in diesem Falle keine der anderen Aufgaben mehr wahrgenommen werden könnten. Vielmehr muss bei der Wissensvermittlung der Fokus darauf liegen, Hintergrundinformationen zu aktuellem Geschehen, der Technik und dem täglichen Leben zu vermitteln. Und auch hier sollten die für die Berichterstattung geltenden Maximen von Ausgewogenheit, Neutralität und Wertefreiheit beachtet werden. Hinzu kommt aber speziell bei Wissen noch die Offenheit, d.h. die freie Verfügbarkeit für jedermann. Diese Offenheit für jedermann ist in einer Informationsgesellschaft zwingende Voraussetzung zur Wahrung der Chancengleichheit, da ohne sie Wissen als Machthebel gegen andere eingesetzt werden kann.

Aber neben diesem informellen Charakter sollte ein Medium auch unterhalten, da ohne dies ein Medium auf Grund des sozialen Wesen eines Menschens dieser sonst sein Interesse an diesem verliert. Unterhaltung kann hierbei in vielerlei Gestalt geschehen: Seien es Spiele, Filme, Hörspiele oder Diskussionen. Wichtig ist in allen Fällen, von allem etwas anzubieten, ohne dabei Schlagseite in eine der verschiedenen Formen der Unterhaltung zu bekommen. Auch sollte jegliche Unterhaltung für den Empfänger gedacht, nicht gegen ihn gerichtet sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn im Umfeld der Unterhaltung auch der Bereich Kommunikation und Interaktion abgedeckt werden soll.

Zusammengefasst erwarte ich somit von einem Medium, mir ein umfassendes Bild zu einem Thema vermitteln zu können, mit dem ich meine Meinung generieren und ggf. anpassen kann. Zudem sollte ein Medium – je nach Möglichkeit – eine Interaktionsmöglichkeit bieten. Die Wahl des Themas sollte dabei bei mir liegen, nicht beim Produzenten des Mediums.

Rolle des Staates

Bliebe somit die Rolle des Staates zu diskutieren. Unter Beachtung der oben genannten Punkte ergibt sich hier konsequent ein Heraushalten des Staates bei der Erzeugung oder Lenkung von Inhalten – der Staat sollte allenfalls Objekt des Mediums sein oder klar erkennbar eigene Inhalte anbieten, die in der Berichterstattung als eines der Puzzleteile verwendet werden können. Eine andere Aufgabe, die der Staat bei Gestaltung von Medien einnehmen sollte, ist die Förderung von Plattformen, die die oben genannten Kriterien erfüllen, oder Teilaspekte unter einhaltung dieser implementieren, ohne diese dabei in ihrem Wirken zu hindern.

Und genau hier ist das Problem, was in beiden Artikeln angesprochen wird. Wenn man sich einmal die großen Tageszeitungen und Sender anschaut, so stellt man fest, dass diese zentral gelenkt werden und im Wesentlichen die gleiche Sichtweise darstellen, da im Wesentlichen die gleichen Interessenverbände die Lenkung des Inhaltes vornehmen und somit gezielt beeinflussen, welche Nachrichten als News auf die Titelseiten kommen. Von Neutralität kann in solch einer Konstellation kaum die Rede sein, zumal die Quellen und dargestellten Meinungen oftmals verschwiegen werden und somit eine Wertung solcher Beiträge nicht möglich ist. Dies stellt im übrigen einen gewissen Unterschied zu Blogs dar, bei denen man oftmals auf Grund des Betreibers eine Zuordnung der Interessen erreichen und somit in gewissen Rahmen eine Wertung vornehmen kann.

Wenn also schon keine Zensur im Sinne von absichtlichem Entfernen von bestimmten Themen oder Meinungen unterstellt werden kann, so steht doch zumindest der Eindruck der Lenkung aus dem Hintergrund im Raum. Dies ist, im Gegensatz zu Italien wo eine offene Zensur vorherrscht, meines Erachtens sogar schlimmer, da man sich gegen etwas, was man nicht kennt, auch schlecht bzw. gar nicht wehren kann.

Information als Terrorwaffe

Nach dem dies nun geklärt ist, möchte ich noch auf meine Eingangsthese zurückkommen, dass freie Meinung eine Waffe der Terroristen ist. Diese These fälle ich unter zwei relativ einfachen Annahmen:

  1. Jedes System strebt danach, sich selber am Leben zu halten
  2. Zur Erfüllung dieses Selbstschutzes, werden Gegner ausgeschlossen, in dem man sie ihrer Waffen beraubt.

Bliebe noch zu klären, welches System hier versucht, sich hier zu schützen. Die Medien an sicht sicherlich nicht, denn deren Aufgabe wäre ja genau die Umsetzung der oben erläuterten Aufgaben; vielmehr werden die Medien hier missbraucht von den Leuten, die im aktuellen Gesellschaftsstand Einfluss gewonnen haben. Wer dies im einzelnen ist, überlasse ich an dieser Stelle den Konspirologen, wichtig ist vielmehr dass unter der Annahme einer solchen Lenkungsgruppen zahlreiche Geschehnisse ein wenig klarer erscheinen.

Doch was sind Waffen, mit denen man die Zensur umgehen bzw. bekämpfen kann? Eigentlich alles, was dazu geeignet ist, eine Freie Berichterstattung zu ermöglichen und die Lenkung des Mediums zu korrigieren. Und hier spielt in erster Reihe das Internet eine große Rolle, da es von seiner Struktur her jedem die Möglichkeit bietet, sich zu äußern und somit verschiedene Meinungen zu verschiedenen Themen anzubieten. Damit ist jedes Konkurrenz-System auch immer eine Gefahr für einen selber, wenn man versucht, Kontrolle über den eigenen Kanal auszuüben. Möchte man somit eine solche Lenkung unterbinden, ist es unerlässlich, freie Medien zuzulassen, wenn nicht sogar zu fördern.

Okay, aber ich hör für diesen Beitrag erstmal an dieser Stelle auf. Das Thema ist einfach recht komplex und bietet auch bereits so mehr als genug Anhaltspunkte für Diskussionen. Mehr in diese Richtung wird es aber sicherlich noch mehr als genug geben.

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