Eine der Veranstaltungen, zu denen ich schon länger einmal geplant hatte zu fahren, war das EasterHegg, eine kleine, eher familiär ausgerichtete CCC-Veranstaltung, bei der das Vortragsprogramm eher im Hintergrund steht. Das diesjährige EasterHegg fand – wie der Name vermuten lässt – rund um Ostern statt. Vom 6. bis 9. April trafen sich hierzu interessierte, vornehmlich aus den südlichen Regionen des deutschsprachigen Raumes, um in Basel gemeinsamen eine schöne Zeit zu haben.
Da die Strecke von Kiel nach Basel etwas länger ist, hatte ich eigentlich in Begleitung aus unserem lokalen Hackerspace fahren und mir, um möglichst nichts zu verpassen, den 5. April bereits frei genommen. Durch planerisches Chaos (ja, dafür gibt es Chaostreffs: man findet immer chaotische Leute ;-)) verzögerte sich die Abfahrt, bzw. wurde nach mehrfachem Umplanen dann ohne meine Begleitung organisiert. Durch verschiedene Wirrungen beim Umplanen kam es schließlich zu einer ganz anderen Organisation der Hinfahrt: Ein paar Hamburger wollten vor der Fahrt nach Basel noch die Premiere von Iron Sky anschauen und da auch ich den Film auf meiner Liste von zu schauenden Produktionen hatte, entschloss ich mich kurzerhand, mich in Hamburg mit ein paar Leuten zu treffen.
Und so brach ich, beladen mit dem eigentlich für eine bequeme Autofahrt zusammengestellten Gepäck, was neben ISO-Matte und Schlafsack auch einige nicht-elektronische Gegenstände enthielt, mit dem Zug nach Hamburg auf, wo ich mich mit ein paar Ha,burger Chaoten zum Besuch der Premiere von Iron Sky traf. Der Film war dabei ein genialer Einstieg in die Nacht, denn da man bei knapp 9 Stunden Zugfahrt relativ zeitig aufbrechen möchte, war nicht allzu viel Zeit zum Schlafen: Ehrlich gesagt eben gar keine. Und so zogen wir nach Ende des Filmes noch quer durch Hamburg quer durch die verschiedenen Restaurants und Kneipen, bevor wir gegen kurz nach 4 kurz zum Verschnaufen in der Wohnung von einem aus unserer Gruppe einen kurzen Zwischenstopp einlegten.
Von dort aus ging es dann mit Gepäck voll beladen um viertel nach fünf auch bereits weiter zum Hauptbahnhof, wo der passende ICE auch bereits wartete. Also noch kurz die fehlenden Fahrkarten organisiert und dann mit unserer Gruppe wieder zusammengefunden. In den Zug eingestiegen haben wir uns dann ein Abteil gesucht, wo wir es uns zu sechst beuem gemacht haben; grob gesagt, hat hier nun jeder den nicht verfügbaren Schlaf nachgeholt. Gegen etwa 11 waren dann alle aus unserer Gruppe vergleichsweise wach und so unterhielt man sich über alles mögliche; und sei es über das noch immer nicht funktionierende Mobilfunknetz auf Reisen.
Kurz nach 13 Uhr kam unser Zug dann auch in Basel an, wobei es dann doch schon etwas ungewohnt ist, ohne Grenzkontrolle in ein anderes Land einzureisen, insbesondere weil die Telefone den Landeswechsel auch erst außerhalb des Bahnhofs mitbekamen. Vom Bahnhof fuhren wir ein kurzes Stück mit der Straßenbahn, folgten dann aber doch dem weißen Kninchen bis zum Veranstaltungsort.
Am Veranstaltungsort angekommen begrüßte mich sogleich auch eine bekannte Stimme, was die Ticketpreis-Verhandlungen für mich und meine Begleitung deutlich erleichterte. Danach war erstmal entspannen angesagt: Man schaute sich um, wo die nächste Netzwerk-Dose bzw. der nächstgelegene WLAN-Hotspot war und setzte sich gemütlich in die Massen, was in diesem Fall den Himmel bedeutete, da dieser als einziger im Sichtfeld genug Sitzmöglichkeiten UND Netzwerk bot. Entsprechend habe ich mich dann natürlich auch gleich zum Engeln mit angemeldet und kurz darauf mitgeholfen, den Himmel um etwa 15 Meter in die Raummitte des Vorsaals zu verlagern, da die kleine, provisorische Sitzecke in der Nähe des Eingangs deutlich zu klein werden sollte. Durch den Umbau wurden aus 4 kleinen Tischen mit Stühlen drum nämlich mal eben satte 20 Quadratmeter mit zahlreichen Möglichkeiten für Strom und Netzwerk, wodurch sich das Gedränge deutlich reduzierte.
Gegen etwa 17:00 habe ich mir dann im Rahmen einer kleinen Führung dann den Bunker angeschaut, der für die nächsten zwei Tage die Übernachtungsmöglichkeit bieten sollte. Dieser war, auch wenn für Klaustrophobiker nicht geeignet duetlich geräumiger, als man sich normalerweise Bunkeranlagen vorstellen würde. Der Eingang war im Wesentlichen nur durch einen unscheinbaren, zwar betonierten Pfad gekennzeichnet, an dessen Ende sich eine Treppe mit Dach befand, aber lediglich durch Hinschauen verschwand diese Tür dann doch recht schnell in der Umgebung.
Die Treppe runter kam man an der kleinen Pforte entlang, an der immer zwei Schutzengel saßen und dafür sorgten, dass nur Leute mit Übernachtungstoken im Bunker ihr unwesen treiben konnten. Aber dazu gleich mehr. Vom Schutzengel-Tisch ging es zwei lange Schrägen eine Etage tiefer, wobei man lang mit etwa 100 Meter und tief mit etwa 20 beschreiben kann. In den Engelschichten war das jedenfalls immer etwas nervig 😉 Dort angekommen kam ein kleiner Vorraum, über den es noch zu einer weiteren Bunkeranlage ging. Ferner führte von hier aus auch eine Luftschleuse, bei der alle 30 Sekunden das gesamte Luftvolumen einmal getauscht werden konnte. Zum Verschluss der Schleuse dienten jeweils etwa 25cm starke Stahltüren, die drehbar gelagert waren.
Hinter der Luftschleuse begann dann der eigentliche Aufenthaltsbereich, wobei dieser auch noch einmal in mehrere Räume unterteilt war. Im Raum direkt hinter der Schleuse kam man in einen Raum, bei dem sichauf der linken Seite die Sanitäranlagen befanden und man gerade aus in den Speisesaal kam. Gegenüber dem Eingang zu diesem befand sich eine durchaus ansehnliche Durchreiche zur Küche. Gegliedert war der Speisesaal in etwa 3 Bereiche: auf der ganz rechten Seite ging es zu den Betten, die von uns nicht zu nutzen waren. Im mittleren Bereich standen Tische und Stühle für die Nahrungsaufnahme und links ging es schlielich zuweiteren Sanitärräumen über die es schließlich zu den Bettsäälen ging.
Die Bettsääle kann man hierbei kurzgefasst in zwei Komponenten unterteilen: Auf der Rechten Seite gab es Spinte zum Ablegen der Klamotten und links ein dreistöckiges Hochregal zum Ablegen der Menschen.
Zurück aus dem Untergrund ging es nun zum Erkunden des Geländes und was sich wo befand. Am Eingang war nun die Kasse auch vollständig aufgebaut und die zwischenzeitlich zu beobachten gewesene Schlange verarbeitet. Gegenüber befand sich der Nahrungstresen bei dem man sich mit Mate eindecken konnte oder, sofern es laut Uhrzeit morgens war, auch feste Nahrung bekam. Wobei Morgens etwas freier zu interpretieren war, da auch teilweise noch gegen 16:00 Brötchen zu bekommen waren. Insgesamt also sehr Hackerfreundlich gestaltet.
Entlang derFensterwand, die sich von hinter der Kasse erstreckte, waren eine Reihe von kleineren Sitzecken eingerichtet, auf denen sich auch bereits zahlreiche Hacksen und Hacker niedergelassen hatten. Wobei Hacksen nicht mit der gleichnamigen Gruppierung zu verwechseln ist, da diese noch einmal ein ganz eigenes Völkchen ist.
An den Thresen auf der linken Seite schlossen sich zuerst eine Tür zum großen Vortragsraum gefolgt vom Eingang zum Hackcenter an. Da im Vortragsraum gerade kein Vortrag lief, durchquerte ich diesen um durch die Zwischentür ins Hackcenter zu gehen. Dort saßen zahlreiche Grüppchen, die an unterschiedlichen Projekten arbeiteten oder sich über unterschiedlichste Dinge unterhielten. Unter den ausgestellten Projekten befand sich auf den ersten Blick nichts Neues, aber eine kleine Inspiration für ein Projekt an dem ich selber mitarbeite nahm ich mir dann doch gleich mit.
Den Rest des Abends bis zum ersten Engelmeeting setzte ich mich gemütlich in den Himmel, der gleich gegenüber dem Ausgang aus dem Hackcenter wartete. Dort kam ich dann auch mit diversen Leutchen ins Gespräch, wobei hier die Müdigkeit ihr übriges Tat und ich mich am Ende doch eher den Informationsquellen im Computer widmete. Kurz nach dem Engelmeeting gegen 23:00 ging es dann in den Bunker zum Schlafen.
Mein Schlafplatz war gegenüber den anderen doppelt kofortabel: Zusätzlich zur Matrazze hatte ich noch meine Selbstaufblasende Isomatte mit unter den Schlafsack platziert, so dass vom Holzgestell absolut nichts mehr zu spüren war. Auch Tag und Nach war unter derlei Massen an Beton nicht viel mitzubekommen, aber das regelten die diversen Mitbewohner des Bunkers, die alle pünktlich um 10 in einer ersten Welle, gefolgt von um 11 in einer zweiten Welle den Schlafplatz verließen. Dieser zweiten Welle schloss auch ich mich in Ruhe an und trabte in aller Ruhe in den großen Vorsaal, wo ich mir ausreichend Nahrung zum Starten des Tages organisierte.
Mit ausreichend Schwung ausgestattet begab ich mich nun in den Engelbereich, um nach meiner Technik zu schauen und zu gucken, ob irgendwelche kurzfristigen Aufgaben anstanden. Da dies zum gegebenen Zeitpunkt nicht der Fall war begab ich mich noch mal in das Hackcenter um da noch einmal einen genaueren Blick auf die diversen Projekte zu werfen und ggf. nach Leuten zu suchen, die ich von anderen Veranstaltungen her bereits kannte. hierbei kam ich mit ein paar Leuten auch ins Gespräch, die sich, als ich zu erkennen gab, dass ich aus den nördlichen Gefilden kam, nach diversen Leuten aus dem Kieler Umfeld erkundigten (und teilweise erleichtert waren, als ich aufklären konnte, dass diese nicht kommen wollten oder konnten).
Einen der wenigen Vorträge, denen ich live geschafft habe beizuwohnen war in Bezug auf Radioaktivität und deren Messung. Insgesamt ein spannendes Thema, was auf Grund des riesigen Andrangs dazu führte, dass im Anschluss auch gleich noch ein spontaner Workshop mit abgehalten wurde. Soweit erstmal normal, wäre da nicht ein kleiner radioaktive Klumpen gewesen, der aus unerfindlichen Gründen verschwand – später aber wieder unbeschadet aufgefunden werden konnte.
Für den Abend hatte ich mir jeweils eine Schutzengel-Schicht im Bunker eingetragen, bei der, wie bereits erwähnt, der Eingang gegen unautorisierte Mitbewohner abgewehrt werden sollte. Die Schichten waren in der Regel zu zweit, was insofern gut war, als dass man immer herrlich viel Spaß hatte. Und sei es, wenn man zur Situation passend die Musik rausholte und am Eingang spielte. Auch leckeres Raclette während der Schicht war extrem lecker und da kam es dann auch mal vor, dass plötzlich 8 Schutzengel den Eingang bewachten und massig Spaß bei der Arbeit hatten. Auch die im Bunker zahlreich zu findende Notbeleuchtung mit Phosphorierender Farbe war Ausgangspunkt für zahlreiche Spielereien, wenn der Leuchtpfeil um die andere Richtung ergänzt wurde oder anderweitig Leuchteffekte hinzugefügt wurden.
Ach ja, zur Versorgung mit Nahrungsmitteln muss noch gesagt werden, dass es Käsefondue geben sollte. Nun spielen da zwei Dinge rein: Erstens war für die erste Instanz dieser Veranstaltung jegliche Vorreservierungen binnen Minuten vergriffen und zweitens hatte ich zu diesem Zeitpunkt grad Schicht beim Bewachen des Bunkers. Aber das hindert einen ja nicht, denn gegen Ende kamen ein paar Leute von unten aus dem Speisesaal hoch zum Eingang und fragten, ob wir vielleicht noch etwas Hunger hätten. Es war extrem lecker! Soviel zur ersten Instanz, bliebe die zweite, denn auf Grund des großen Andrangs wurde entschieden, für den nächsten Tag gleich noch einmal Käsefondue zu machen, auch ieder mit Voranmeldung, aber weniger groß angekündigt und so schaffte ich es dann auch offiziell auf die Teilnehmerliste. Nun ist Käsefondue extrem lecker, wäre da nicht eine kleine Gemeinheit: Gegen das Anbrennen und für ausreichende Flüssigkeit der Käsemasse wurde Alkohol beigemengt, der einerseits für die ausreichende Konsistenz, andererseits aber auch für das allmähliche Schließen des Magens sorgte; mit jeder Ladung Käsemasse wurde die Alkoholkonzentration nämlich leicht erhöht … Selbst wenn man also hätte noch 3 Schüsseln Fondue verdrücken können, man wäre einfach extrem voll gewesen 😉
Am letzten Tag kam ich während des Abbaus noch mit Leviathan (von einigen auch liebevoll gern als /dev/random bezeichnet) ins Gespräch, der sich gerade mit ein paar weiteren Besuchern über die Möglichkeiten von Wurmlöchern und anderen Faster-than-Light-Travel-Mechnismen unterhielt. Auch kamen wir dann irgendwie auf die aktuelle Entwicklung im Linux-Kernel und die bevorstehenden Umbauten im ARM-Bereich, durch die eine drastische Code-Reduktion bewirkt werden könnte. Insgesamt also ein recht spannendes Thema.
Da es zu diesem Zeitpunkt für eine Heimfahrt eh bereits zu spät war (ich hatte keine Lust auf >8 Stunden ICE nach einem anstrengenden Tag in Basel), kümmerte ich mich um eine Unterkunft im Baseler Hackerspace, zu dem ich mich nach Mithilfe beim Abbau auch begab. Neben mir sollte der Space noch 3 weitere Hacker beherbergen, wodurch es ein recht netter Abend wurde.
Am nächsten Morgen ging es dann gemütlich um 11 zum Bahnhof, wo der ICE nach Kiel wartete und die Heimreise ohne größere Vorkommnisse bestreiten lies.