„Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ wusste schon so mancher Politiker zu berichten und wie richtig dies ist, zeigt ein Beispiel der letzten Zeit. Da werden zwei Mal – nur wenige Tage auseinander – je 1000 Leute vom gleichen Meinungsforschungsinstitut befragt und stimmen einmal für den strittigen Punkt, einmal dagegen. Und damit es sich lohnt auch jeweils zu über 90%. Was ist hier passiert?
Nein, ich möchte jetzt nicht noch einmal breit darüber diskutieren, was DKH und MOGIS für ein Schmierentheater für jeweils etwa 1000 Euro abgezogen haben, sondern eher einmal in den Hintergründen wühlen, wie es zu solchen Ergebnissen kommt und ob die Herangehensweise beider vielleicht zu überdenken wäre. Auch wenn Spiegel Online nicht das Medium meiner Wahl ist, so haben sie doch einen recht interessanten Artikel zum Thema geschrieben.
Dafür, dass die Fragestellung beim Ergebnis einer Umfrage sehr viel ausmachen kann, sind die beiden genannten Umfragen hervorragend geeignet. Immerhin sind beide eine Reinform von Suggestivfragen und „Stimmen sie mir zu“-Formulierungen, womit nur schwerlich ein sinnvolles Ergebnis erzielbar ist. Aber das ist es noch nicht vollständig: denn selbst wenn man mit Suggestion viel erreichen kann, so bedarf es immer auch Leuten, die dieser erliegen. Hierfür mögen zwar geringer gebildete Schichten der Bevölkerung deutlich anfälliger sein, aber die Bevölkerung seines eigenen Landes für so „verblödet“ zu halten, dass dies eine valide Erklärung wäre, wäre mehr als anmaßend. Hier muss also doch eine bessere Erklärung her.
Hierzu sollte man vielleicht einmal, wie der SpiegelOnline-Artikel schauen, wonach da eigentlich im Detail gefragt wurde. Und siehe da: Es sind zwei komplett verschiedene Ziele, wobei man bestenfalls die Umfrage der DKH als „Was würden sie als letzten Ausweg sehen“-Bestandteil sehen könnte. Und in dieser Hinsicht ergibt das Ergebnis in gewisser Hinsich wieder Sinn.
Und selbst wenn man den suggestiven Part beider Fragestellungen wesentlich reduzieren – am besten jedoch eliminieren – könnte, so wäre da noch ein fader Beigeschmack an der Sache. Beide Male wurde nicht aus Interese am Thema, sondern zu Meinungsmache-Zwecken gefragt. Dass da das Ergebnis ähnlich wie bei der Frage „Wollen sie Hundert Euro geschenkt bekommen?“ vs. „Wollen Sie freiwillig auf Hundert Euro verzichten?“ ausschaut, verwundert keinen.
Aber gut. Belassen wir es bei diesen Spielereien auf dem Rücken der Kinder und gehen einen Schritt weiter: Schauen wir uns einmal an, ob wir überhaupt „frei“ entscheiden. Und wenn man sich einmal bei den TED Talks umschaut, so kommt man zum Ergebnis: Nein. Nicht etwa, weil wir determiniert sind, sondern weil allein daher, weil die Fragestellung und die Aufmachung darüber entscheiden, wofür wir uns entscheiden. Es werden vielmehr die Defaults beibehalten, da diese Bequemer zu handhaben sind, als wenn man jede Entscheidung selber treffen müsste. Es entscheiden im Endeffekt nicht wir allein, sondern zu großen Teilen die, die uns die Defaults vorgeben.