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04.02.2009

Zensur mit Abmahnungen: Die Bahn einmal pünktlich!

Filed under: Politik und Philosophie — Schlagwörter: , , , , , , — BenBE @ 17:35:02

Wer das Internet als rechtsfreien Raum bezeichnet, meint damit meist Otto Normalbürger, der sich zu Unrecht etwas aus dem Internet geholt hat, was er nicht gedurft hätte; aber eigentlich trifft diese Darstellung wesentlich besser auf die moderne Umgangsform gewerblicher Verbrecher in Aktiengesellschaften und solchen Unternehmen, die einmal welche werden wollen, zu. Wenn man aber einerseits fordert, dass die Leute gegenüber einem selbst ehrlich sein sollen, so sollte man dies auch anderen gegenüber sein; wenn man also Straftaten begeht, sollte man auch zu diesen stehen!

Die Ausnahmen stellen hier immer wieder die großen Konzerne dar: Da verliert man hier einmal ein paar Kundendaten, sammelt dort einmal ein paar tausend Datensätze zu viel, outsourcet deren Verarbeitung, um Weihnachtsstollen an hungernde Postangestellten zu verteilen, oder Zweckentfremded diese gleich ganz, um im Kleinen zu probieren, was die Regierung gerade erst entwickelt.

Aber gut. Alle Tiere sind gleich, nur manche sind gleicher. Und so kommt es, wie es immer kommt: Wenn die Öffentlichkeit von etwas erfährt, was nicht rechtens ist, so wird die Diskussion so lange hinausgezögert, bis keiner mehr daran interessiert ist. Sollte dies nicht gelingen, so schafft man sich unliebsame Personen aus dem Weg. So geschehen bei der Deutschen Bahn, die zuerst Kundendaten zur Korruptionsaufdeckung zweckentfremdet, ohne die Berechtigung dafür zu besitzen, ferner Polizeiaufgaben erfüllt, ohne die dafür die nötige Berechtigung zu besitzen und am Ende war es wieder keiner. Ach nein, stimmt ja nicht: Da gab es ja ein internes Memo, was die Bahn aus dem Weg haben wollte, und daher auch einmal renomierte Blogs wie netzpolitik.org von Markus Beckedahl abmahnt.

Und dass doch gerade, wo dieser Konzern nun nicht gerade für seine Pünktlichkeit und prompte Reaktion bekannt ist. Woran erinnert das? Ach ja: FUD! Hier wird eindeutig mit plumbesten Mitteln versucht, Angst zu verbreiten und die Leute abzuschrecken, eine Meinung zu vertreten, zu der man unausweichlich kommen muss.

Das Internet ist offen – und sollte es auch immer sein. Das Internet sollte Informationen frei zugänglich machen – denn nur dadurch können qualifizierte Urteile in demokratischen Prozessen getroffen werden. Aber genau dieser Aspekt des Internets scheint bei unseren Internetausdruckern und ihren Kollegen noch nicht angekommen zu sein. Das Internet lässt sich nicht zensieren! Wer dies versucht, muss scheitern, denn das Internet – und seine Benutzer jeder für sich – entscheidet über die Wichtigkeit einer Information. Wer eine Information unterdrücken will, sorgt allein dafür, dass sie als wichtiger wahrgenommen wird. Und das ist gerade bei diesem Thema wichtig!

In einer freiheitlichen Gesellschaft, in der es zudem Grundrechte gibt, darf es einfach nicht sein, dass Informationen unterdrückt werden, weil sie dem Image schaden können – obwohl: Welchem Image? Auch bietet unser Grundgesetz einen Anspruch auf freie Meinungsäußerung und vor allem Pressefreiheit, der von unterschiedlichen Seiten unterschiedlich stark wahrgenommen wird. Wenn hier also einmal jemand voran geht und die Informationen vollständig veröffentlicht, wo andere nur sinngemäß wiedergeben, so ist dieses Vorgehen hoch anzurechnen, da es wesentlich besser erlaubt, das Gelesene zu bewerten. Und das es authentisch ist, wissen wir ja jetzt 😉

Was mich aber wesentlich mehr aufregt, als diese wiederholten Stasi-Klone, die durchaus schlimm für die Betroffenen und ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen sind, ist der Umgang mit Außenstehenden, die die Öffentlichkeit über diese Vorgänge (die leider bereits Usus geworden zu sein scheinen) in Kenntnis setzen möchten.

Während man vor 2000 Jahren sich bei Meinungsunterschieden lautstark auf den Marktplatz stellte und versuchte, mit Argumenten zu einigen, ggf. auch einmal mit Löwen kuscheln ging, wenn gar nichts half, so wird man heute gleich durch eine Armee von Anwälten zerfetzt, damit man nicht auf die dumme Idee kommt, auch überhaupt nur eine Meinung zu besitzen. Mir fehlt in dieser Gesellschaft die Einsicht, dass manchmal auch freundliche Worte helfen können, ohne das Dokument, in dem diese Formuliert sind gleich mit dem Betreff Mahnung zu überschreiben.

Es gilt nicht mehr einer hilft dem anderen, sondern einer gegen den anderen. Jeder sticht dem anderen ein Auge aus, damit er am Wochenende sein Schaschlik genießen kann. Es geht nicht mehr darum, einen Kompromiss zu finden, der allen hilft, sondern seinem Gegenüber zu zeigen, dass man den längeren hat – Staab an übereifrigen Rechtssklaven, die alles und jeden unterjochen, der anderer Meinung ist.

Dieses System ist krank, wenn es einfach jeden unter Generalverdacht stellt, um die Symptome zu bekämpfen, anstatt die Ursachen einmal in Angriff zu nehmen. Es geht nicht darum, jeden Fehltritt zu protokollieren, sondern Dinge zu verfolgen, die unser Leben wirklich nachhaltig behindern. Eine Gesellschaft sollte dabei auf Konsens aus sein, da nur damit ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Wenn jeder gern Human-Schaschlik isst, sind am Ende alle Blind und irgendwann verhungert.

Und daher sollte endlich einmal wieder Dialog herrschen, anstatt von oben herab so zu tun, als ob die gesamte Gemeinde allein aus schwarzen Schafen besteht; die Mehrheit zu haben, heißt nicht automatisch Recht zu haben, es heißt nur, dass eine gewisse Meinung favorisiert zu werden scheint. Die Meinung der Masse muss längst nicht richtig sein; die eigene aber auch nicht!

Von daher sollte man, wenn man wieder einmal anderer Meinung wie sein Gegenüber ist, nicht gleich mit der Keule kommen, sondern es einmal mit freundlichen Worten versuchen. Meinungsverschiedenheiten lösen sich damit wesentlich schneller und nachhaltiger – da braucht es keine bösen Terroristen oder Korrupte Mitarbeiter!

Zudem ist es auch nicht schlimm, einmal öffentlich Fehler einzugestehen. Irren ist Menschlich; nicht umsonst rennen auf der politischen Bühne soviele davon herum, denn Politiker sind auch nur Menschen – Irre, oder? Dass man sich irren darf heißt aber nicht, dass man merkbefreit ist und tun darf, was man will: Mit den Ämtern kommt die Verantwortung für sich selbst und die Menschen die man (ver)tritt. Als Vertreter ist man für die Menschen da, um diese zu vertreten. Dies ist nicht Möglich, wenn man ihnen nur in Abhängigkeit der Größe ihrer Koffer zuhört.

Eine Gesellschaft kann nur auf Offenheit, Vertrauen und Freiheit funktionieren – genau das Gegenteil von dem, auf dass wir grad mit Vollgas zusteuern. Solange man nicht selbst ehrlich ist, werden andere dies auch nicht tun. Schon allein deshalb sollte man einen Skandal unkompliziert und für jeden transparent aufdecken und nicht einfach wild drauf los klagen, weil da jemand etwas zugänglich macht, was man sich selber nicht eingestehen will.

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