Schon seit längerer Zeit war ich auf der Suche nach einem Ersatz für mein steinzeitliches Relikt, was man nur mit sehr viel Zynismus noch Telefon nennen konnte. Auch der Begriff „Knochen“ vermochte hier nicht mehr allzu viel Ähnlichkeit mit dem damit referenzierten Objekt aufzuzeigen, denn dies hätte zumindest grundlegend Funktionalität impliziert.
Somit war es also Zeit, von diesem Antique
um eine Reihe von Evolutionssprüngen nach vorne zu upgraden:
Aber gehen wir der Reihe nach. Denn die Geschichte dahinter ist doch etwas länger. Dringend wurde mein Bedürfnis für ein Neues Handy nämlich weniger, weil das vorhandene Mobilfunk-Gerät (ein Nokia 3330) nicht mehr ging, sondern da für eine geplante Reise die Netzabdeckung nicht ausreichte. Somit begab ich mich auf die Suche nach einem Smartphone, was folgende Punkte erfüllen sollte:
- SmartPhone
- Großes Display
- Symbian oder Android als OS
- Mit eigener Software leicht programmierbar
- GSM Quadband
- UMTS auch im Reiseland verwendbar
- Eingebautes GPS
- Eingebautes Bluetooth
- Eingebautes USB
- Eingebautes WiFi
- Photo-Cam mit brauchbarer Auflösung
Auf meiner Suche stieß ich dabei auf 3 Mobiltelefone, die meine Anforderungen erfüllten und dabei für lange Zeit auch in meine engere Auswahl kamen:
Das Nokia war hierbei im Wesentlichen wegen der Kartendaten, die es für das Handy „auf Lebenszeit“ gibt, mit aufgenommen wurden, da ich jedoch eh auf OSM-Daten für die Karten zurückgreifen wollte, wäre dieser Vorteil nur minimal gewesen. Hier war der Punkt mit dem limitierten UMTS-Speed (Begrenzung im HSDPA bei Nokias) ein größerer Minuspunkt. Auch die 32GB Speicherplatz helfen hier nur kaum.
Das Samsung gefiel mir auch extrem gut und mit UMTS Triband ist es besser als das Desire, hängt aber in diesem Aspekt dem Nokia hinterher. Das auf dem Handy installierte Symbian OS wäre an sich kein Problem gewesen, jedoch wurde mir von mehreren Seiten von Symbian wegen zahlreicher Stabilitätsprobleme und dem nur geringen Software-Angebot abgeraten. Auch der Punkt Programmierbarkeit wäre zwar unter Symbian via JavaME-Framework theoretisch erfüllt, ohne entsprechende Vorarbeit aber nur schwerlich realisierbar. Zusätzlich schreckt der doch recht hohe Anschaffungspreis zusätzlich ab.
Bliebe also noch das HTC Desire, was zwar rein technisch von den genannten die geringsten Hardware-Werte aufweist (es liegt nur eine 4GB-Karte bei), jedoch lässt sich die Oberfläche flüssig bedienen (sofern man sich einmal daran gewöhnt hat) und auch die Programmierung lässt sich relativ einfach realisieren.
Auch der Preis bewegt sich (wenn lieferbar ;-)) in erträglichen Regionen: Nach dem ich meine Vorauswahl bereits seit einigen Wochen zwischengespeichert hatte und schon länger überlegt habe, welches es wird, habe ich mir heute die Zeit genommen, mir die 3 Geräte einmal live im Laden anzuschauen. Dazu besuchte ich den 6. Planeten des Systems Sol und probierte die Geräte einmal aus. Der Eindruck des Desires war hierbei der beste, auch wenn der Preis mit 530 Euro noch nicht optimal war. Als nächste Station schloss sich ein Besuch bei Voodoofoon an, wo es das Desire für 480 Euro gegeben hätte, hätten sie es auf Lager gehabt. Somit setzte ich meine Reise zu den Telekomikern fort, wo ich es für 460 Euro OHNE Vertrag erstand.
Das Desire kommt in einer kleinen Box, die von außen betrachtet wesentlich größer als das eigentliche Gerät ist; von innen jedoch im Wesentlichen aus Luft besteht. Dem Gerät liegt neben dem obligatorischen Akku ein kleines Netzteil, ein USB-Kabel sowie ein Paar Kopfhörer bei. Alles stylisch in schwarz gehalten. Ach ja: Ich hab die Manuals vergessen:
Die Inbetriebnahme des Geräts erfolgt recht einfach und intuitiv, sofern man gesunden Menschenverstand walten lässt. Abschreckend könnte für Neulinge aber die durchaus ETWAS länger geratene Liste an Einstellungen sein, die beim Erststart abgefragt wird. Begnügte sich das Nokia 3330 noch mit Datum und Uhrzeit, ist es beim Desire empfehlenswert, neben Lebenslauf, Krankenakte und Kontoauszug auch seine Vorlieben und ein gefülltes Konto vorzuhalten. Alternativ reicht es aber auch, auf die Nutzung der Google-Dienste zu verzichten und von der Nutzung der Datendienste abzusehen, wenn kein passender Flatrate-Tarif vorliegt.
Die Bedienung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da sie sich in zahlreichen Punkten von den auf Knochen verwendeten Eingabe-Mechanismen wesentlich unterscheidet. Wer mit Smartphones aber häufiger zu tun hat, dürfte sich relativ problemlos zurechtfinden. Die Bedienung erfolgt zu großen Teilen über das Display. Was einen als Microsoft-Verwöhnten Nutzer aber etwas verwirrt, ist der fehlende Schließen-Button für viele Anwendungen; dieser ist durch einen Zurück-Button am Gerät geregelt, mit dem sich zwischen den Anwendungen navigieren lässt. Zusätzlich kann an zu jeder Zeit durch Druck auf den Home-Button auf die letzten 6 geöffneten Anwendungen zugreifen.
Der Erststart des HTC gestaltet sich etwas zeitintensiver, insbesondere, wenn die für die Dienste einzugebenden Passwörter etwas länger sind. In diesem Fall ergibt sich damit aber eine gute Gelegenheit, um den Umgang mit der Bildschirm-Tastatur zu üben. Die hierfür nötige Fingerfertigkeit will zwar erst einmal trainiert sein, aber auch ohne Nanometer genau die Tasten zu treffen erwischt man mit hoher Wahrscheinlichkeit die richtige Taste. Die Schaltflächen während des Setups und auch insgesamt im System sind angenehm groß und gut bedienbar. Viele Elemente sind von M$-Systemen her bekannt, einiges – wie z.B. die Navigation zwischen Programmen – funktioniert jedoch auch anders. Was genau findet man auch ohne die beiliegenden Manuals herus.
Ach, wo wir grad bei der Bedienung der Tastatur waren: Direkt bei der Einrichtung wird man (gleich nach dem man das Senden von Daten an Google verweigern durfte) nach der Einrichtung der Internet-Verbindung gefragt. Wenn hierbei WLANs in der Nähe erkannt werden, wird automatisch eine Einrichtung dieser angeboten. Hierzu genüg es den – bei mir etwas längeren – Netzwerk-Schlüssel nach einem Klick auf das gewünschte Netzwerk einzugeben. Da dieser bei mir u.a. zahlreiche Zahlen und Großbuchstaben enthält, war dies gleich eine Übung, um das Schreiben von Sonderzeichen zu üben, da auf der Bildschirm-Tastatur eigentlich alle Zeichen doppelt belegt sind. Welche das sind, steht zwar dran, dauert aber etwas, weil die Belegung außer beim Grundlayout mit QWERTZ recht wenig zu tun hat. Standardmäßig wird einem zwar das letzte Zeichen im Passwort (zur Kontrolle) angezeigt, aber selbst die vollständige blinde Eingabe kann aktiviert werden.
Hat man eine Internet-Verbindung eingerichtet, kann man sich um die Konfiguration der Google-Datensammel- und anderer Mailkonten kümmern. Auch hier erfolgt die Konfiguration in wenigen, einfachen Schritten, auch wenn man bei fehlender Netzwerk-Verbindung, wie es bei mir gestern abend auf Grund eines Netzausfalls war, die Daten doppelt eingeben muss. Nur so viel: „Fortfahren“ zum Ignorieren, „OK“ zum Wiederholen – muss einem doch gesagt werden. Nachdem man Mailtechnisch eingerichtet ist, folgt noch der obligatorische Test: Die Konfiguration der Messaging-Dienste und sozialen Netzwerke: Nutzernamen und Passwort eingeben, fertig ist. Allerdings wollen diese eine funktionierende Verbindung während der Konfiguration und verweigern ansonsten die Account-Einrichtung.
Das Schreiben von SMS ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich meld mich, wenn ich es hinbekommen hab 😉 Es weicht zumindest etwas von der Interface-Erwartung ab. Ich kann daher nicht sagen, ob meine Test-SMS gestern abend beim gewünschten Empfänger aufgeschlagen ist. Vielleicht meldet er sich ja noch und ich kann Entwarnung geben.
Ach ja: Was man mit diesem Teil auch kann: Telefonieren. Das hab ich zwar im Laden vergessen zu fragen, aber soweit ich das mitbekommen hab, geht das auch. Die Tonqualität ist gut. Zudem wird man auch nicht, wie bei Skype mit Comfort Noise penetriert: Das erledigt das Mobilfunkt-Netz erstens von allein und zweitens wesentlich besser 😉
Eine weitere nette Funktion, die mir gestern Abend auffiel, war die sehr detaillierte Energi-Anzeige. Aus dieser lernt man recht eindrucksvoll, dass die stromsparenste Maßnahme, das Entfernen des OS ist. Bringt immerhin 90% längere Akku-Laufzeit 😛 Findet man unter Einstellungen -> Telefon-Informationen -> Akku –> Akkuverbrauch, falls das jemand mal suchen sollte.
Insgesamt macht das HTC von seiner Oberfläche einen sehr aufgeräumten Eindruck, auch wenn man sich an einigen Stellen erst einmal an die Bedienung gewöhnen muss. Das beigelegte Manual ist für den Einstieg zumindest nicht nötig, auch wenn ein Blick nicht schaden kann.
Mit dem HTC habe ich somit einen sehr guten Schnitt gemacht:
Ach ja: Ich bin jetzt wieder erreichbar 😛