Derzeit entsteht in einer Reihe von Blogs eine Artikelserie zur Medienkompetenz, in der neben Isotopp zum Thema Wikipedia, Fefe zum Lesen von Interviews, den Orkpiraten zum Suchen und Finden von Dingen auch bereits einige andere Themen wie den Umgang mit Instant Messengern erklärt haben.
Nun möchte auch ich etwas zu dieser Artikelserie beisteuern und werde dabei etwas zum Thema Blogs und im Speziellen Kommentare in diesen schreiben. Dabei möchte ich weniger auf die rechtlichen Dinge eingehen, da diese kaum jemand vollständig überblickt, sondern insbesondere auf den Umgang mit Blogs als Leser und Konsument.
Der Ursprung von Blogs ist hierbei in „Aktivitätstagebüchern“ zu suchen, in denen die ersten Schreiber die Dinge zusammengefasst haben, die sie während Ihrer Online-Zeit entdeckt haben und anderen mitteilen wollten. Auch wenn „Webtagebuch“ eine geläufige Übersetzung für Weblog ist, ist sie irreführend, da ein Tagebuch in der Regel geheim ist, also das genaue Gegenteil der meisten Blogs, in denen der Autor Dinge von sich oder seinen Aktivitäten erzählt. Viel besser wäre hier die Übersetzung der beiden Teilbegriffe „Web“ und „Log“, aus denen Blog einmal entstanden ist. Das sich daraus ergebende „Web-Fahrtenbuch“ bzw. „Web-Aktivitätsprotokoll“ trifft den Kern dann auch schon durchaus präziser.
Wenn man einen Blog als persönliches Aktivitätsprotokoll auffasst, so ergibt sich neben dem grundlegend zu beachtenden Bias, den jede persönliche Darstellung beinhaltet auch eine Reihe anderer Punkte, die beim Nutzen von Blogs zu beachten ist. Neben dem Artikel selbst, den man in einem Blog liest, sollte man sich daher auch ansonsten ein wenig umschauen, um Dinge wie die Geschichte, die Aktivität des Autors, bzw. dessen Bias zu untersuchen. Gerade in meinungsbildenden Blogs wie Netzpolitik kann das Betrachten gerade älterer Beiträge viel über die Art und Weise verraten, wie man einen konkreten, aktuellen Beitrag verstehen muss.
Zusätzlich von Interesse kann zudem sein, was der Schreiber als Ziel bzw. Leitfaden seines Blogs sieht. Diese Information findet man manchmal in den Anfangszeiten eines Blogs oder in Form einer FAQ.
Wenn man einmal den Bias und ein wenig über die Hintergründe zum Blog und dessen Schreiber(n) weiß, kann man sich dem konkreten Beitrag widmen. Je nach Art des Schreibers und dessen Intentionen können hierbei eine ganze Reihe von Formaten auftauchen. Neben journalistischen Reportagen, die man auch als solche lesen sollte, tauchen hierbei oftmals auch Anleitungen, Erlebnisberichte und eine vielzahl anderer Formen auf. Dabei ist insbesondere bei Artikeln, die eine Meinung darstellen, bzw. als Kommentar rund um aktuelles Geschehen zu verstehen sind Vorsicht geboten. Hierbei sollte das Wissen über den Bias des Schreibers als Grundlage für den Interpretationskontext verwendet werden.
Hat man dann den Beitrag verstanden, bieten eine ganze Reihe von Blogs die Möglichkeit, Kommentare zu einem Beitrag abzusenden, während andere – aus unterschiedlichen Gründen heraus – diese Möglichkeit nicht anbieten. Auch hier ist wieder etwas Überlegung angebracht, da allein die Art, wie man als Benutzer Kommentare anbringen kann, bereits viel über die Meinungsbildung verrät. Keine der hierbei möglichen Vorgehensweisen ist dabei per se schlecht. Während Fefe in seinem Blog Kommentare nur via Email (eine explizite Bewertung durch den Autor mit vorheriger Prüfung und Kommentierung) zulässt, ist in meinem Blog grundsätzlich jedem Nutzer das Kommentieren erlaubt, solange es sich nicht um offensichtlichen Spam handelt (Freischaltung ohne wesentliche Inhaltsprüfung). In anderen Blogs entfällt diese Prüfung sogar oftmals ganz, was i.d.R. eine nachträgliche Entfernung unerwünschter Kommentare bedeutet. Die Praxis, wie mit Kommentaren umgegangen wird, sollte daher auch in die Bewertung des Gelesenen eingehen.
Neben den direkten Kommentaren zu einem Blogeintrag gibt es ferner die Möglichkeit, in seinem eigenen Blog einen Artikel zu den gelesenen Inhalten zu ergänzen und diesen via Trackback, bzw. Pingback (automatische Rückmeldung durch die Software) in die Reihe der Kommentare aufnehmen zu lassen. Die Anzahl und Qualität der hierbei entstehenden Rückmeldungen gibt neben einem Meinungsbild der Leser auch einen Einblick in die Reichweite des Blogs und damit eine Indikation der Bedeutung des Themas. Auch das Umfeld, in dem ein Blogautor schreibt, kann hieraus erkennbar werden.
Ist nun neben dem Verständnis des Beitrags und dessen Kontext, seiner Reichweite und ggf. zeitlichen Zusammenhängen der Weg zu einem eigenen Kommentar geebnet, ist das Wichtigste, sich zu überlegen, was man anderen in seinem Kommentar mitteilen möchte. Wer auf einen langen, ausgearbeiteten Blogeintrag mit „Wahnsinn!!!!!1elf!!“ oder dergleichen antwortet, stellt sich selber in ein schlechtes Licht und bringt in Bezug auf den Respekt gegenüber der geleisteten Arbeit nur wenig Verständnis auf. Auch Kommentare, die am Inhalt des Beitrags wesentlich vorbeigehen stellen ein ebenso schlechtes Bild über den Kommentator her, wie Beiträge mit unnötig vielen Rechtschreibfehlern.
Möchte man seine eigene Meinung zu einem Blogeintrag beitragen, so sollte man beachten, dass man dies in einem öffentlichen Diskursraum tut, d.h. man dem Autor diese Stellungnahme i.a.R. nicht privat zusendet, sondern für jeden Erkennbar mit seinem Namen (bzw. einem Pseudonym) einen Beitragskommentar verfasst, bzw. sich in einem Diskurs befindet und zu diesem beiträgt.
Dementsprechend sollte der eigene Beitrag die üblichen Umgangsformen berücksichtigen, etwas Neues bringen, bzw. Gesagtes unterstützen oder widerlegen, und vor allem Respekt gegenüber den beteiligten Personen (ob anwesend oder indirekt beiteiligt) wahren. Zudem sollte man beachten, dass sowohl Beiträge in einem Blog, ob als Ausgangspunkt der Diskussion oder als Teil der Beitragskommentare, eine Meinung des jeweiligen Autors darstellen, die in der Regel auch längerfristig einsehbar bleiben. Man sollte daher, wenn man sich an einer Diskussion beteiligt, auch längerfristig zu seinen Aussagen stehen, bzw. sich nicht schämen müssen.
In diesem Sinne wünsche ich mir zahlreiche Kommentare zu diesem und zu anderen Themen, die auch mir als Autor eines Blogpostings neue Einblicke verschaffen.
Ganz guter Anfang der Beitrag.
Aber:
– Was ist „Bias“ ?
– Medienkompetenz -> Rechtliche Situation Autor und Schreiber, darauf eingehen wäre sinnvoll
Kommentar by Gast — 07.12.2009 @ 05:09:44
Ein Bias, vom engl. bias für Verzerrung ist die Tendenz, in Texten seine eigenen Präferenzen (Vorzüge) unterzubringen, bzw. zu betonen. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bias , insbesondere http://de.wikipedia.org/wiki/Publikationsbias . Hier im Sinne der Betonung erwünschter, bzw. dem Weglassen unerwünschter Punkte einer Diskussion oder Darstellung, um den eigenen Punkt zu betonen.
Zur Rechtslage habe ich mich bewusst zurückgehalten, da ich auf diesem Gebiet nur wenig Erfahrung habe. Ich verweise dafür an dieser Stelle einmal auf das recht ausführliche und gute Script von Prof. Dr. T. Hoeren unter http://www.uni-muenster.de/Jura.itm/hoeren/INHALTE/lehre/lehrematerialien.htm . Das geht zwar insgesamt auf das Internet-Recht ein und ist damit auch entsprechend umfangreich, gibt aber auch eine ganze Reihe von Hinweisen zu eigenem Content – sei’s als Blog-Autor oder Blog-Kommentator.
P.S.: Kommentare in ganzen Sätzen wären schon nicht schlecht gewesen, oder? 😉
Kommentar by BenBE — 07.12.2009 @ 23:10:50