Eines der bisher am wenigsten nachhaltig gelösten Probleme ist bisweilen die Verteilung von Software für verschiedene Geräte. Weniger wegen der schieren Möglichkeiten, wie die Software auf ein Gerät, wie den Computer, das Notebook, das Smartphone oder meinetwegen auch diverse andere iNtelligenz-Produkte transnationaler Obsthändler. Im Grunde gilt überall, solange keine künstlichen Einschränkungen vorhanden sind, kann Software von überall her kommen. Da aber die Einrichtung von Programmen je nach Umgebung mehr als nur das bloße Kopieren von Dateien in einen Ordner beinhaltet, zumindest für die meisten modernen Plattformen, stellt sich die Frage, wie man diese wiederkehrenden Aufgaben verallgemeinern kann, um nicht nur die Einrichtung, sondern auch eine ggf. benötigte Deinstallation (spurenfrei) durchzuführen.
Im Bereich von OpenSource gibt es hierzu, insbesondere in der Linux-Welt, eine Reihe von Paket-Managern, die, wenn eine entsprechende Paket-Datei vorgelegt wird, alle nötigen Schritte ausführen, um dieses Paket – und das darin eingepackte Programm – im System einzurichten. Darüber hinaus hat man aber auch den Verteilungsprozess bereits recht gut im Griff: Man bietet unterschiedliche Pools für Software, sogenannte Repositories, an, die jeder Benutzer individuell wählen kann. Das mag für Computer und Notebooks funktionieren, ist für mobile Geräte jedoch nur wenig praktikabel, da diese gerne an bestimmte Anbieter gebunden werden; von der fehlenden Schnittstelle zum Betriebssystem einmal ganz zu schweigen.
Statt dem Benutzer die freie Wahl zu lassen, von wem er seine Software beziehen möchte, kommerzialisiert man, wie eigentlich jeden Bereich der Kommunikationsbranche, auch die Software-Verteilung. Und so ist der letzte Schrei halt: Man holt sich seine Software im Laden. Oder um es mit den Vollhype-Begriffen zu sagen: Den Schrott gibt’s im AppStore oder im Market.
Nun ist die Idee dahinter, dass der Hersteller meines Gerätes, mir als Kunden, eine Plattform bereitstellt, auf der ich Software für dieses Gerät bekomme ersteinmal nicht falsch, vereinfacht Sie doch enorm die Suche nach den passenden Tools und Widgets, um das Gerät an mich anzupassen. Allein die Benennung dieser Paketverwaltung lässt aber schon erahnen, dass die Idee dahinter nicht Service ist, sondern Geldabschneiderei.
Denn ginge es etwa um Service, so würden alle dieser Märkte mir eines erlauben: Mich zu beschweren, bzw. komfortabel Anwendungen vergleichen zu können. Stattdessen wird aber in minimalistischster Form ein Eingabefeld präsentiert, in dem man eingeben kann, wonach man sucht; für den Fall, dass das, was einem hinterhergeschmissen wird, nicht gefällt. Und sollte man sagen, was man will, bekommt man den Spam gleich oben drauf. In den meisten Fällen fehlt (ich unterstelle hier einfach mal Absicht) mindestens die Möglichkeit, zur Sortierung der gefundenen Artikel. Nach Name oder Preis ist da schon fast das Höchste der Gefühle. Nach Kategorie zu filtern, Attribute zu definieren … Keine Chance! Warum auch. Das wäre Service, das DARF nicht sein!
Was? brauchen Sie nicht? Sie haben sich also auch noch nicht drüber aufgeregt, dass die 20 angebotenen Gratis-Apps alle werbemüllverseucht waren? Bzw. 5 Einträge für die gleiche App auftauchen, nur mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedlich hohe Donations? Dann versuchen Sie einfach mal eine kostenlose Anwendung zu finden, die Ihre Rechte als Anwender beherzigt, keine Werbung enthält, auch sonst den Datenschutz beachtet und am Ende auch noch funktioniert. Ich wünsche viel Spaß.
Ein wesentliches Problem in diesen Marktplätzen ist nämlich das besagte Fehlen dieser Filter. Denn spätestens nach der 5. probierten Anwendung verliert man die Lust und bleibt bei irgendwas hängen, egal, ob es die Anforderungen erfüllt oder nicht. Unterstützt wird dies zusätzlich dadurch, dass marktschreierisch nicht zwischen kostenlos und werbefinanziert unterschieden wird, was aber normal dringend geboten wäre. Jemand, der Spyware in eine Anwendung einbaut, gehört geköpft, denn damit hat er mein Geld nicht verdient. Würde er stattdessen den ehrlichen Weg gehen, und die Anwendung, wenn er schon davon ein Einkommen haben möchte, für einen geringen Preis einstellen, wäre er nicht nur ehrlich mir gegenüber, sondern bekommt durch die Anzahl der Käufe ein Maß für seine Produktqualität geliefert.
Dass heutzutage insbesondere mobile Endgeräte jedoch nur noch als „mobile surveillance devices“ (R. Stallmann) gesehen werden, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass in jeglichen CrappStores eine Registrierung nötig ist. Also ich habe noch nicht gesehen, dass ich beim Einkaufsbummel, nur um die Schaufenster zu betrachten, mich erst beim Marktbesitzer registrieren müsste. Wäre auch lächerlich, aber in CrappStores ist das einfach normal.
Mal ganz davon abgesehen, dass CrappStores Zuhälterei sind: Möchte man eine Ladenfläche in Reallive haben, so geht man hin, mietet sich eine und gut ist. Man hat zwar Unterhaltskosten für diese selbst zu tragen, diese sind aber unabhängig vom Umsatz des Ladens. Anders in CrappStores: Je mehr man Umsatz erziehlt, desto teurer wird die Ladenfläche. Ganz so, als wenn der Bäcker um die Ecke seine Miete in Abhängigkeit der verkauften Brötchen bezahlen müsste, statt den Quadratmetern der Ladenfläche.
Naja, alle hypen mit: Kann’s ja nicht falsch sein!
Deshalb informiert man sich vor dem Kauf eines Produktes über mögliche Abhängigkeiten. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Für den Androidmarkt gibt es auch eine Webseite, die ohne Account aufgerufen und durchsucht werden kann. Anwendungen können auch ohne Market installiert werden. Beschweren wird man sich immer beim Hersteller und nicht beim Vertreiber und das geht mit einer Mail an den Entwickler am Besten. Und wer nicht genug Zeit hat, Anwendungen zu vergleichen, sollte entweder seine Aufmerksamkeitsspanne erweitern oder seine Komfortanforderungen zurückschrauben. Für mündige Entwickler stellt besagte Plattform auch Entwicklungswerkzeuge bereit. Kategorien findet man im Android Market auch.
Kommentar by Clemens Bartz — 23.04.2011 @ 14:55:40